frankreichWir stehen an einer grünen Ampel und warten darauf, dass uns die Autos endlich passieren lassen. Während sich über diese ignorante Fahrweise empört wird, schweift mein Blick ab und ich nehme wieder einmal die schiere Schönheit von Paris wahr. Wir sind umgeben von Großstadtlärm, zu teuren Boutiquen und schönen Menschen. Alles und jeder scheint einer gewissen Hektik verfallen zu sein – selbst die Tauben rucken hier schneller mit ihren Köpfen.                                   

Aber was ist das?

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite schlendert eine Dame heran. Sie wirkt unglaublich elegant und lässig in ihrem langen Mantel und der lockeren Hose. Ich bin gänzlich versunken in das Sinnieren über ihr Alter – schlicht unmöglich übrigens, sie ist vollkommen alterslos. „Eigentlich ziemlich gruselig“, denke ich genau in dem Augenblick, als sie urplötzlich von einer flinken Abfolge anmutiger Tanzschritte über die stark befahrene Straße getragen wird.

Und sobald ihr edel beschuhter Fuß wieder Gehweg unter sich spürt, setzt sie ihr Flanieren fort.

Das Einzige, was mir dazu einfällt, ist: „Très chic!“

Das alles und noch vieles mehr geschah am ersten Tag unserer Paris-Fahrt mit dem Französisch-Kurs. Ich muss gestehen, dass ich mich nicht mehr an genaue Reihenfolgen und Tagesabläufe erinnern kann. Nur ein paar besonders einschlägige Erlebnisse stechen aus der Masse hervor.                         Aber am Ende des ersten Tages fühlten wir uns, als wären wir schon eine Woche dort. Und am dritten Tag war ich bereits ein alter Hase und alteingesessener Pariser.

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Diesen einzigartigen Pariser Flair verspürte ich, als ich auf den Stufen, vor dem Viertel Mont Matre, saß. Folgendes muss man sich vorstellen: Die Stadt liegt uns zu Füßen, die Sonne verschwindet gemächlich hinter dem Horizont und ein Sänger mit Gitarre verzaubert sowohl Touristen als auch Einheimische. Und mittendrin sind wir. Mittlerweile weise ich den Bierverkäufer zum dritten Mal mit einem nun recht energischen: „Non, merci!“ ab und konzentriere mich sogleich wieder auf das Geschehen vor mir. Der Straßenkünstler lässt erste Klänge eines neuen Songs ertönen und sofort stürmt ein betagter Herr mit schütterem Haar und fehlenden Zähnen auf die Bildfläche. Zuvor wippte er nur im Sitzen und klatschte gelegentlich zum Takt. Aber dieses neue Lied hat augenscheinlich ein Feuer entfacht. Jetzt tanzt er wild und eigenartig sinnlich. Es erinnert ein wenig an die Bewegungen eines Flugzeugeinweisers. Und doch versprüht er einen einzigartig urigen Charme. Er steckt uns an mit seiner Liebe zur Musik und diesem seligen Lächeln, das er auf den Lippen trägt. Zwei weitere Musiker gesellen sich dazu und wir sind nicht mehr zu bremsen. Wir sind begeistert, lachen, machen mit und sind einfach glücklich.

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Zwischen diesem Chaos aus Musik, Tanz, Rauch und blendender Sonne beschließe ich still und heimlich, dass ich zurückkommen werde. Zurück nach Paris. Zurück zu diesem Lebensgefühl. Ich habe einen Vorgeschmack erhalten. In den Gärten von Versailles, durch die wir schritten und scherzhaft „Lady“ spielten. Auf dem Trocadéro nachts um elf, als der Eiffelturm endlich aufhörte zu blinken und grell zu flackern. Selbst das eine Mal, als wir in eine Gelbwesten-Demo gerieten und eine Meute Wutbürger auf uns zu gerannt kam, verfolgt von schwerbewaffneten Polizisten und gleich darauf ein Anhänger neben uns lichterloh brannte. Und auf ebendiesen Stufen vor Mont Matre.

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So erlebte ich Paris. Ich habe versucht, es so gut wie möglich zu veranschaulichen, aber ich habe mal gelesen, dass man Erinnerungen zwar beschreiben kann, sie sich aber nie wirklich mitteilen lassen. Und das stimmt. Also macht eure eigenen Erfahrungen und erlebt euer ganz persönliches Paris. Vielleicht sogar auch mit Frau Demmer und Frau Brehler. An dieser Stelle will ich den beiden im Namen aller danken.                                                                                                                                           Vielen Dank für diese außergewöhnliche Reise und die Möglichkeit, Erinnerungen zu machen, die wir so schnell nicht vergessen werden.

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