Gruft

Am 2. und 3. März fanden Aufführungen der Oberstufen-Theater-AG statt. Für das Drama "Antigone" wurde die Grube des Forums zu einem Tatort umfunktioniert: rot-weiß gestreiftes Absperrband und ein Leichenumriss auf schwarzer Folie.

 Diese Andeutungen mussten dem Publikum ausreichen, um die Ausgangslage des Dramas zu erkennen: Der im Kampf um die Herrschaft vor den Toren der Stadt Theben gefallene Polyneikes liegt auf Anweisung Kreons unbestattet auf dem freiem Feld.

Von der Seite und aus dem Publikum treten nacheinander die sechs Antigone Darstellerinnen auf die Bühne und erweisen dem toten Bruder die letzte Ehre, indem sie ihn mit einer Decke, Erde und Laub notdürftig bedecken bzw. mit Wasser beträufeln.

Die ruhige Einstiegsszene mündet in eine wilde Kissenschlacht und zeigt damit das jugendliche Alter der beiden Schwestern Antigone und Ismene. Streitgespräche der beiden Schwestern über Antigones verbotene Beerdigungsversuche unterbrechen das kindliche Spiel und verweisen auf den Konflikt mit Kreon, dem Onkel der beiden und König von Theben.

Ein erster Höhepunkt wird erreicht mit dem eindrucksvoll chorisch gestalteten Widerwort Antigones: "Verstehen! Immer verstehen. Ich will nicht verstehen. Vielleicht später, wenn ich alt bin - wenn ich alt werde... Jetzt nicht!" Mit dieser Uneinsichtigkeit nimmt das Drama nun seinen Lauf: Kreons Stimme spricht aus dem Off das Urteil über Antigone und die Darstellerinnen ziehen die auf der Bühne verteilten schwarz gestrichenen Holzpaletten zu einer fiktiven Gruft zusammen: "Oh Grab, oh Brautgemach, oh unterirdische Behausung." Mit der wortgewaltig und durchdringend vorgetragenen Rechtfertigung "Welches Recht der Götter hab' ich denn verletzt?" arbeitet die Gruppe einen zweiten Höhepunkt heraus.

Der Selbstmord Antigones und ihres Verlobten Haimon wird nicht gezeigt. Die live eingespielte Musik greift - wenn auch verzerrt - das aus der Kissenschlacht vertraute und in melodischer Hinsicht an "Schlaf, Kindchen schlaf" erinnernde Motiv auf und leitet so in die Schlussphase über: Im Raum verteilt sitzen die Darstellerinnen auf den Holzpaletten der Gruft, halten die Kissen in ihren Händen und scheinen sich in diese verstecken zu wollen bzw. horchen in diese hinein. Alle Spielerinnen verkörpern nun Ismene, die als "Übriggebliebene" das Geschehen rekapituliert und das Mitgefühl beim Publikum erweckt.

Was noch zu sagen bleibt:

  • Eine großartige Ensembleleistung der sechs Antigone und Ismene spielenden Darstellerinnen: mit imponierender Textsicherheit boten Stefanie Bode, Marlene Böning, Roberta Kefferpütz, Karolina Klix, Merle Kraft und Sara Meta die Solo- und Chorpassagen expressiv und immer differenziert im Tonfall dar.
  • Eine überaus gelungene musikalische Unterstützung durch Pascal Jarchow am E-Bass, der einfühlsam - mal geräuschhaft, mal im Stile der minmal music - die verschiedenen dramatischen Situationen unterstützte und die bedrückende Atmosphäre für das Publikum immer aufrecht hielt.
  • Zu Grunde lag dieser EKG-Fassung von Antigone ein stimmiges dramaturgisches Grundkonzept.

 

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